Fragen und Antworten zur Transplantation

Was mache ich, wenn ich eine Dosis der Medikamente vergessen habe?

Da die meisten Medikamente eine lange Wirkdauer haben, besteht keine Gefahr für Ihr Transplantat. Nehmen Sie Ihre Medikamente wie gewohnt weiter. Allerdings sollte sich der Ausfall der Einnahme nicht wiederholen. Wenn Sie sich unsicher sind, rufen Sie in der Klinik an.

Worauf muss ich achten, wenn ich operiert werden muss?

Im Rahmen eines operativen oder diagnostischen Eingriffes muss man häufig nüchtern bleiben und kann somit keine Tabletten einnehmen. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über die Möglichkeit, vor dem Eingriff zumindest Ihre Tabletten für die Immunsuppression mit einem Schluck Wasser einzunehmen. Sollte dies nicht gehen, gibt es die Möglichkeit durch die Infusion eines Kortisonpräparates den Ausfall der anderen Tabletten auszugleichen. Wenn Sie längere Zeit Ihre Medikamente nicht einnehmen können, kann man auch die anderen Medikamente als Infusion verabreichen. Wenn Sie sich unsicher sind, rufen Sie die Klinik an.

Was mache ich bei Durchfall oder Erbrechen?

Wenn Sie häufig erbrechen müssen oder Durchfall haben, können manche Ihrer Tabletten nicht vom Magendarmtrakt aufgenommen werden und somit nicht wirken. Andere Medikamente werden verstärkt aufgenommen. Zusätzlich verlieren Sie Flüssigkeit und der entstehende Flüssigkeitsmangel kann ebenfalls die Nierenfunktion gefährden. Daher sollten Sie auf jeden Fall versuchen ausreichend zu trinken, so dass die Urinmenge konstant bleibt. Ein einmaliges Auslassen der Medikamente ist nicht schlimm, nur wenn die Magendarmerkrankung länger anhält, ist Ihre Niere gefährdet. In einem solchen Fall sollten Sie sich umgehend in Ambulanz oder außerhalb der Sprechstunde in der Notaufnahme vorstellen.

Ich habe Fieber – was soll ich tun?

Fieber ist ein Zeichen für eine Entzündungsreaktion und normalerweise für die Bekämpfung einer Infektion hilfreich. Da Ihre körpereigene Abwehr jedoch durch die Immunsuppressiva geschwächt ist, kann auch jeder normalerweise harmlose Infekt unter Umständen rasch zu einer gefährlichen Erkrankung werden. Daher sollten Sie bei Fieber umgehend Ihren Arzt, die Ambulanz oder die Notaufnahme kontaktieren. Dort kann man rasch herausfinden, ob es sich um eine harmlose oder gefährliche Infektion handelt und Sie dementsprechend behandeln.

Die Urinmenge ist geringer als sonst – woran kann es liegen?

Häufig ist eine nachlassende Urinausscheidung ein Zeichen für einen Flüssigkeitsmangel. Sollten Sie jedoch zusätzlich Schmerzen beim Wasserlassen oder über dem Transplantat haben, kann es auch ein Zeichen einer Abstoßung oder eines Harnwegsinfektes sein. Beides stellt eine Gefahr für Ihre Niere dar und bedarf der raschen Abklärung und Therapie. Wenn Sie genug getrunken haben oder die Ausscheidung nach einer erhöhten Flüssigkeitsaufnahme nicht steigen sollte, kontaktieren Sie die Klinik!

Ich habe Schmerzen über meiner neuen Niere – was soll ich tun?

In der ersten Zeit nach der Transplantation kann es durch die Reizung der Hautnerven zu Schmerzen im Wundbereich kommen. Selten kann der Schmerz durch eine Schwellung des Transplantates durch eine Abstoßung bedingt sein. Weitere Ursachen können Flüssigkeitsansammlungen um die Niere herum oder ein Infekt sein. Sollten Sie sich unsicher sein oder die Schmerzen anhalten, kontaktieren Sie bitte Ihren Nephrologen!

Ich habe ein neues Medikament verschrieben bekommen, worauf muss ich achten?

Ein neues Medikament birgt immer die Möglichkeit einer Wechselwirkung mit Ihren bisherigen Medikamenten. Speziell Antibiotika interagieren häufig mit den Immunsuppressiva. Der einfachste Weg für eine erste Übersicht ist jedoch die Packungsbeilage Ihres neuen Medikamentes und Ihrer Immunsuppressiva. Schauen Sie unter die angegebenen Wechselwirkungen und, falls dort die entsprechenden Präparate genannt sind, fragen Sie nach. Im Zweifel nehmen Sie unbedingt Ihre bisherigen Medikamente unverändert und das neue Medikament NICHT ein, bis Sie den Nephrologen gefragt haben!

Ich habe ein transplantiertes Organ und möchte schwanger werden – geht das und was muss ich beachten?

Durch die chronische Nierenschwäche wird die Fähigkeit zur Zeugung und Empfängnis stark herabgesetzt und häufig unterbunden. Nach der Transplantation erholt sich der Körper durchschnittlich innerhalb eines Jahres (in Abhängigkeit von der Transplantatfunktion) und ist wieder in der Lage, ein Kind zu zeugen oder zu empfangen.
Wir empfehlen Ihnen, in den ersten 1,5-2 Jahren nach der Transplantation eine sichere Verhütungsmethode zu praktizieren und den Kinderwunsch rechtzeitig mit den Nephrologen und Ihrem Frauenarzt zu besprechen. Es können dann gegebenenfalls Ihre Medikamente umgestellt werden und vor einer Empfängnis sicherstellen, dass Ihr Kind und Ihre Niere keinen Schaden nehmen. Für die Empfängnisverhütung mit Hormonpräparaten ist zu beachten, dass diese die Wirkspiegel Ihrer Immunsuppressiva beeinflussen können, daher bitten wir Sie, dies vor der ersten Einnahme mit den Nephologen abzusprechen.

Prinzipiell ist eine Schwangerschaft nach einer Transplantation möglich, es ist jedoch eine intensive Betreuung durch Frauenärzte, Kinderärzte und Nephrologen erforderlich, um einen optimalen Verlauf zu garantieren. Bei ca. 35 % der Patientinnen kommt es in den ersten drei Monaten zu einem Abgang, danach sind 90% aller Schangerschaften erfolgreich. Die Medikamente, die Sie nach der Transplantation bekommen haben und zur Verhinderung einer Organabstoßung einnehmen müssen, ermöglichen eine Schwangerschaft und die meisten sind nicht mit einer erhöhten Fehlbildungs- oder Behinderungswahrscheinlichkeit assoziiert. Durch die komplexen Zusammenhänge der Therapie und hormonellen Veränderungen gilt eine Schwangerschaft nach Transplantation als Risikoschwangerschaft und sollte in einer Klinik betreut werden, in der alle beteiligten Fachleute zusammenarbeiten.
Während der Schwangerschaft kann es zu einer Verschlechterung der Transplantatfunktion und einer erhöhten Rate von Komplikationen kommen (z. B. Bluthochdruck, Nierenbeckenentzündung).

Während Kortisonpräparate in aller Regel sicher in der Schwangerschaft sind, gibt es für die anderen Medikamente häufig nicht genügend Daten, um sie ohne Einschränkungen zu empfehlen. Azathioprin kann in der Schwangerschaft eingenommen werden und schädigt nicht das Kind, inwieweit jedoch Erbgutschäden auftreten ist unsicher. Cyclosporin A (z. B. Sandimmun, Neoral) und Tacrolimus (z.B. Prograf) zeigt erhöhtes Risiko für Erbschäden oder Missbildungen, bei Cyclosporin A ist aber eine Wachstumsverzögerung und relative Unreife häufiger und die Dosis muss häufig nach dem Spiegel erhöht werden. Für Mycophenolat (z.B. CellCept oder Myfortic) gibt es keine ausreichenden Daten, diese Medikamente sollten aus Sicherheitsüberlegungen sechs Wochen vor einer geplanten Konzeption ersetzt werden. Die neueren Medikamente Sirolimus (z. B. Rapamune) und Everolimus (z. B. Certican) dürfen nicht in Schwangerschaft und Stillzeit eingenommen werden. Da beide auch lange nach Absetzen noch im Körper wirken, ist auf eine lange Einnahmepause vor der Empfängnis zu achten. Unter immunsuppressiver Therapie wird vom Stillen abgeraten, da es ungenügend Informationen über mögliche kindliche Nachteile gibt.

Was kann ich machen, damit meine Niere möglichst lange hält?

Nachdem sich der eigene Körper an das fremde Organ gewöhnt hat und das erste Jahr vorüber ist, ist die neue Niere nicht so sehr durch eine Abstoßung gefährdet, sondern vielmehr durch eine Vielzahl von Faktoren, die Sie selber am besten verhindern können. Um Ihre Niere zu schützen, sollten Sie unbedingt das Rauchen einstellen, regelmäßig Sport treiben, eine gesunde Ernährung einhalten und auf eine regelmäßige Medikamenteneinnahme achten. In der Ambulanz werden zudem regelmäßig  Blutdruck, Fettstoffwechsel kontrolliert und Ihre Medikation angepasst. Jede Verschlechterung der Nierenfunktion (Kreatininanstieg, vermehrte Eiweißausscheidung oder geringere Ausscheidung) gehört dringlich abgeklärt und entsprechend behandelt. Sie können durch Ihr Engagement Ihre Niere am besten schützen! (VNT)