Tirol Beitrag

6. Oktober 2022

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Gebärmuttersenkung – Österreichweit einzigartige OP-Methode

An der Gynäkologie des Landeskrankenhaus Hall wird Patientinnen seit kurzem eine österreichweit einzigartige Behandlungsmethode angeboten. Statt mittels künstlichem Netz wird die Senkung der Gebärmutter mit körpereigenem Gewebe behandelt.

Eine Gebärmuttersenkung betrifft vor allem ältere Patientinnen. Dabei senkt sich die Gebärmutter, manchmal inklusive Scheide bis zur Vulva (äußerer Bereich des weiblichen Genitals) und teilweise auch darüber hinaus. Bei leichten Formen führt das zu einem Fremdkörpergefühl oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, bei schwereren Fällen kommt es zu Reizungen und Blutungen, bis hin zu Problemen beim Wasserlassen oder beim Stuhlgang. Ursachen sind Alter, Gewicht, körperliche Arbeit, mehrere vaginale Geburten und das jeweilige Geburtsgewicht des Kindes. Dadurch können Schwächen bei Bändern und Muskeln auftreten, die im Alter zu einer Gebärmuttersenkung führen.

Eigenes Gewebe vs. Kunstoffnetz

„Bisher bestand die einzige Methode darin, ein Kunststoffnetz einzunähen, mit dem man die Gebärmutter bzw. Scheide wieder hebt. Ideal ist diese Methode aber nicht“, erklärt Peter Widschwendter, Primar der Gynäkologie in Hall. Das Netz ist ein Fremdkörper und es besteht das Risiko einer chronischen Reizung. Gerade bei älteren Frauen kann dann durch den Hormonmangel in den Wechseljahren die Scheide trockener und dünner werden und das dahinterliegende Netz aus der Scheidenhaut hervortreten. „Wir wollten betroffenen Frauen deshalb bei uns auch alternative Behandlungsmethoden anbieten – in diesem Fall mit Eigengewebe.“

Wichtigster Bestandteil dieser neuen Methode, (HOTT genannt, nach ihrem Erfinder Hornemann Tendon Transplantation) ist eine ca. 25 cm. lange Sehne, die aus dem Oberschenkel entnommen wird. Diese Sehne wird beispielsweise auch für den Ersatz eines gerissenen Kreuzbands im Knie verwendet. Mithilfe dieser Sehne wird die Gebärmutter samt Scheide nach oben gezogen und an einem Band der Wirbelsäule fixiert. Da es sich um körpereigenes Gewebe handelt, kommt es zu keinen Abstoßungsbemühungen des Körpers, keinen Entzündungsreaktionen und damit keinen dauernden Reizungen. In der Regel wird sogar nur die halbe Sehne benötigt, sodass die andere Hälfte weiterhin ihre Funktion im Oberschenkel ausführen kann. Einschränkungen sind dabei in der Regel keinerlei zu erwarten.

„Obwohl wir erst kürzlich gestartet haben, konnten wir bereits mehr als zehn Patientinnen mit dieser neuen Methode sehr erfolgreich behandelt“, so Widschwendter, dem es vor allem ein Anliegen ist, seinen Patientinnen mehrere Optionen bieten zu können. „Wir möchten für jede Patientin ein individuelles Behandlungskonzept entsprechend der Erkrankung aber auch entsprechend den Wünschen der Frau anbieten“. Die neue Methode wird in Kooperation mit Zentren in Deutschland auch wissenschaftlich begleitet, um Daten über die Langzeiterfolge zu bekommen. Erste Ergebnisse sind bereits sehr vielversprechend.