Kein gesunder Geist ohne gesunden Körper

Körper und Geist als eine Einheit: Die 9. Tagung für Alterspsychiatrie in Hall steht unter diesem Motto. Denn auch für alle älteren PatientInnen gilt: Sie müssen in ihrer Gesamtheit behandelt werden.

(VNT). „Der ältere Patient ist oft komorbid – das heißt, dass wir meistens mehreren Krankheitsbildern gleichzeitig begegnen, die sich auch gegenseitig beeinflussen“, sagt Josef Marksteiner, Primar der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie A am LKH Hall . Dass das jedoch nicht nur körperliche Beschwerden, sondern auch psychische Erkrankungen betrifft, wird häufig übersehen. Körper und Seele gehen Hand in Hand – und liegt in einem Bereich eine Erkrankung vor, leidet meist auch der andere. „Menschen, die körperlich nicht fit sind, haben ein höheres Risiko, an einer psychiatrischen Krankheit zu erkranken“, so Marksteiner, „und das gilt natürlich auch für betagte Patientinnen und Patienten.“ Umgekehrt verhält es sich so, dass psychisch gesunde Menschen körperliche Beschwerden schneller überwinden und seltener Rückfälle erleiden.
Im Alter steigt somit auch das Risiko, psychisch zu erkranken. Das liegt nicht nur an äußeren Umständen wie etwa der Verlust einer geliebten Person oder zunehmender sozialer Isolation, sondern auch an sinkender körperlicher Leistungsfähigkeit und eventuellen körperlichen Erkrankungen. Weil Körper und Psyche sich so stark beeinflussen, muss jede Patientin/jeder Patient ganzheitlich betrachtet werden.

Diffuse Krankheitsbilder

Ein Beispiel für den Einfluss körperlicher Beschwerden auf die Psyche ist die Altersdepression. Sie wird anfänglich häufig von körperlichen Beschwerden überdeckt – oft psychosomatischer Natur. Unspezifische Symptome wie Schwindel, Rückenschmerzen oder Magen-Darm-Beschwerden können auf eine Depression hinweisen. „Umso wichtiger ist es, dass wir interdisziplinär arbeiten, sich Expertinnen und Experten aller Fachrichtungen regelmäßig austauschen“, erklärt Marksteiner.
Bei älteren PatientInnen ist ebenso Demenz ein wichtiges Thema. „Diabetes, Bluthochdruck und Übergewicht gehören zu den Risikofaktoren für Demenz. Auch hier zeigt sich, dass ein gesunder Lebensstil die Psyche positiv beeinflusst“, erklärt der Psychiater. Umgekehrt kann festgestellt werden, dass an Demenz erkrankte Personen häufig auch körperliche Beschwerden erleiden, hervorgerufen etwa durch Mangelernährung. Bei der 9. Tagung für Alterspsychiatrie in Hall werden Vorträge aller Fachrichtungen zu hören sein – auf dem Podium stehen am 1. Dezember etwa ExpertInnen der Bereiche Psychiatrie, Innere Medizin, Physikalische Medizin, Urologie und Chirurgie.