Die tirol kliniken haben einen neuen Namen, aber ein altes Problem. Der Spitalsbetreiber fuhr 2014 ein Minus von 28,9 Mio. Euro ein.

(VNT/TT). Innsbruck – Mit sonorer Stimme las gestern Autor Bernhard Aichner aus dem tirol-kliniken-Jahresbericht vor – zum Glück nicht die Zahlen, sondern einen Ausschnitt aus „Play“. Das Buch ist ein Krimi und der Geschäftsbericht der tirol kliniken. Während Aichners Chirurg Zeuge eines Mordes wird, muss sich Vorstandsdirektor Stefan Deflorian im echten Leben mit einem Minus herumschlagen. 2014 fuhren die Tilak-Häuser, jetzt tirol kliniken, ein Minus von 28,9 Millionen Euro ein. Der Roman spielt vorne im Buch, der Geschäftsbericht hinten. Die tirol kliniken müssen sparen, auch um die Gehaltsforderungen der Ärzte, Pfleger und der Verwaltung stemmen zu können.
Während Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg (ÖVP) Ärzten und Pflegern via TT ausrichten ließ, dass ihre Forderungen überzogen seien, schwieg sich Deflorian gestern aus. Man habe Stillschweigen vereinbart, meinte er. Tilg hatte ausgerechnet, dass die Forderungen aller Spitalsärzte und des übrigen Personals Mehrkosten von 200 Millionen Euro pro Jahr verursachen würden. Kosten, die das Budget des Landes und der Gemeinden sprengen würden. Das sei unfinanzierbar, meinte der Landesrat.
Die tirol kliniken haben bereits ein Sparprogramm ins Auge gefasst. In Innsbruck besuchen 1,15 Millionen Patienten eine Klinikambulanz. „Das sind mehr als am ungleich größeren Wiener AKH“, erklärte Deflorian. Diese Zahl möge sich um 40 bis 50 Prozent verringern und in den niedergelassenen Bereich verlagern. Dort wären dann die Krankenkassen für die Bezahlung der Leistungen zuständig. Ob die Rechnung aufgeht, ist noch offen.
Verhandelt wird derzeit auch mit der medizinischen Universität. Diese bezahlte für den Mehraufwand für Forschung und Lehre an die Klinik 55 Millionen Euro. „Das ist das Minimum“, meinte Deflorian. Das war’s auch schon. Den genauen Verhandlungsstand ließ sich der Vorstandsdirektor nicht entlocken.
Dazu bräuchte es wohl Verhörmethoden wie im Kriminalroman. Ob Aichners Roman ankommt, ist bei der momentanen Stimmungslage an der Klinik schwer einzuschätzen. Allein die Umbenennung von Tilak auf tirol kliniken sorgt für Unmut. Das Haus gebe unnötig Geld aus, heißt es immer wieder seitens der Mitarbeiter. Betriebsrat und Ärzteschaft zeigten sich zuletzt kampfbereit. Tilgs Berechnungen seien der Auftakt zu echten Verhandlungen. Die laufen bereits seit Jänner.
Jahresabschluss
Das bringt es: 587,4 Millionen Euro hat die tirol klinken GmbH 2014 eingenommen. Elf Prozent der Einnahmen gehen auf die Ambulanzen zurück. 55 Millionen Euro flossen von der medizinischen Universität, also vom Bund, an das Land als Kostenersatz für die Mehrkosten aus Lehre und Forschung.
Das kostet es: Die Betriebsausgaben liegen bei 616,3 Mio. Euro. Zwei Drittel davon fließen in Personalkosten. Das ergibt ein Minus von 28,9 Millionen Euro. Insgesamt beschäftigt tirol kliniken, vormals Tilak, 7910 Mitarbeiter.