Gerangel um lukrative Patienten

Die Kettenbrücke in Innsbruck und das Krankenhaus in Zams wollen eine Kardiologie. Das brächte der Klinik viel Konkurrenz.

1000 und mehr zusatzversicherte Herz-Patienten will das private Sanatorium Kettenbrücke in Innsbruck pro Jahr behandeln.
1000 und mehr zusatzversicherte Herz-Patienten will das private Sanatorium Kettenbrücke in Innsbruck pro Jahr behandeln.

(VNT/TT). Innsbruck – Die zuletzt in die Diskussion geratene Kardiologie an der Innsbrucker Klinik könnte Konkurrenz bekommen. Geht es nach den Plänen des privaten Innsbrucker Sanatoriums Kettenbrücke, will man in spätestens einem Jahr eine eigene Kardiologie mit ambulantem und stationärem Versorgungszentrum inklusive Herzkatheter-Messplatz eröffnen und dann dort jährlich 1000 oder mehr Herz-Patienten behandeln. Fünf Millionen Euro sollen ohne öffentliche Zuschüsse investiert werden. Das kündigten gestern Kettenbrücke-Geschäftsführerin Annette Leja und der Ärztliche Direktor Michael Gabl an. Der diesbezügliche Antrag sei vor einem Jahr beim Land eingebracht worden, bis spätestens Herbst erwarte man „eine erste Entscheidung“, so Leja. Eine erste Entscheidung deshalb, weil man bei einem Njet nicht aufgeben und notfalls auch den rechtlichen Instanzenweg beschreiten würde.

Den Wunsch nach einem Herzkatheter hat auch das Krankenhaus Zams geäußert und beim Land deponiert. An der Innsbrucker Klinik finde man mit drei Herzkathetern das Auslangen, erklärt Tilak-Vorstand Stefan Deflorian. Damit könne Tirol versorgt werden. In Lienz gibt es aufgrund der geografischen Lage auch einen Herzkatheter. Die Bedarfserhebung seitens des Landes läuft derzeit. Würde die Kettenbrücke oder Zams eine Kardiologie bekommen, wäre das eine große Konkurrenz für die Klinik. Das Privatspital Kettenbrücke könnte nicht nur lukrative Sonderklassepatienten abziehen, sondern auch Kardiologen. Ebendiese hatten sich, wie berichtet, mehrmals über ihren Chef, Wolfgang-Michael Franz, beschwert. Die Palette reichte von mangelnden klinischen Fähigkeiten über falsch abgerechnete Patienten bis hin zur Personalführung. Eine Expertenkommission soll nun klären, inwieweit die Vorwürfe gegen Franz stimmen.

Die Situation wird dadurch verschärft, dass der ehemalige Chef der Kardiologie an der Klinik, Otmar Pachinger, an der Kettenbrücke tätig werden würde. Bei der Kettenbrücke hoffe man auf ein faires Verfahren beim Land. Der Bedarf sei mehr als nur gegeben, sagt Geschäftsführerin Leja. So sei im Österreichischen Strukturplan Gesundheit ein Herzkatheterplatz pro 200.000 Einwohner vorgesehen. In Wien liege das Verhältnis bei 1 zu 121.000 Einwohnern, in Nordtirol bei 1 zu 250.000. Rechne man die Touristen dazu, läge das Verhältnis in der Hochsaison bei 1 zu 360.000, sagt Gabl.