Silvester 2016: Was war und wird wohl kommen?

Liebe Mitglieder und Besucher unserer Homepage!

Nun stehen wir wohl wieder am Ende eines alten und am Beginn eines neuen Jahres  und fragen uns vielleicht, was war und was wird wohl das neue Jahr an Herausforderungen bringen? Wohlweislich dreht sich dieser Gedanke, während ich diese Zeilen verfasse, zuerst immer um das Befinden unserer Patienten. Eine gelungene Transplantation, ein neu geschenktes Leben? Oder die eine oder andere Zusatzerkrankung im Stadium der Dialyse oder NTX? Der Bogen spannt sich aber viel weiter. Wie jedes Jahr in unserer Vereinsgeschichte haben wir auch 2016 wieder vier (treue) Mitglieder zu Grabe tragen müssen. Seit Gründung unseres Verein im März 2007 haben wir mehr als die Hälfte unseres Mitgliederstandes durch Todesfälle verloren. Der Tod ist ein ständiger Begleiter in einem Verein, der sich mehr oder weniger kranken Menschen widmet. Aber es gibt auch viel Freude und Hoffnung: So konnten 2016 wieder einige Patienten erfolgreich transplantiert werden, wenngleich in etwa nur ca. 30 Prozent der Dialysepatienten überhaupt zur Transplantation zugelassen werden können. Letztlich kann aber auch ein Leben (bei guter Einstellung) durch die Dialyse verlängert werden. Wir alle verdanken der hoch entwickelten Medizin viele geschenkte Jahre. Mein biologisches Alter wäre 30 Jahre gewesen und immerhin lebe nun schon 23 Jahre nach „Ausbruch“ meiner Nierenerkrankung samt Nebenerkrankungen weiter und habe in diesem Stadium viele Reisen unternehmen und meinen Beruf weiter ausüben können!

Sozial- und Gesundheitssystem in Schieflage

Wir begrüßen das neue Jahr, wie es in der Tradition eines Silvesters wohl üblich ist. Ich muss gestehen, dass ich nie sonderlich ein Fan von Silvester war. Warum sollte man wohl ein neues Jahr begrüßen? Für uns im Verein stellt sich – übrigens jedes Jahr neu – daher eher die Frage, wie es wohl mit dem Sozial- und Gesundheitssystem weitergehen wird. Die Bestandsaufnahme Österreichs dürfte eher zur Sorge mahnen: Seit 1945 haben wir mit der höchsten Arbeitslosigkeit zu kämpfen und die Staatsverschuldung beträgt mittlerweile mehr als 293 Milliarden Euro, dafür muss der Staat jährlich 7,5 Milliarden Euro an Zinsen abliefern. Lassen wir uns auch durch (gesteuerte) Medien nichts vormachen: Die Politik versagt in wichtigen Bereichen, insbesondere in jenen, die die Zukunft unserer Kinder und Enkelkinder betreffen. Das Bevölkerungswachstum, getrieben und gesteuert durch starke Migration in den Sozialstaat, dürfte weiter anhalten und bis 2050 sollen bereits mehr als 10 Millionen  Menschen in Österreich leben. In den 1970er Jahren lebten vergleichsweise noch 7 Millionen Menschen in Österreich. Ein unkontrolliertes Bevölkerungswachstum kann zu erheblichen Problemen nicht nur in der Besiedlung, sondern vor allem für die ohnehin schon jetzt nur mehr durch Schulden zu finanzierenden Sozialsysteme, werden. Oft hört man, dass Österreich im Vergleich zu vielen Ländern nicht dicht bevölkert ist. Das ist aber einfach falsch, von der ich hier vier Beispiele wiederhole: Österreich ist deutlich dichter besiedelt als z.B. Kenya oder Honduras, doppelt so dicht wie der Iran, dreimal so dicht wie die USA, sechsmal so dicht wie Somalia!

33,8 Milliarden für die Gesundheit

Bis 2014 gab Österreich für die Gesundheit 33,8 Milliarden aus. 2014 entfielen 33,8 Milliarden Euro auf laufende Gesundheitsausgaben und 2,5 Milliarden Euro auf Investitionen im Gesundheitsbereich. Der öffentliche Sektor gab für laufenden Gesundheitsausgaben 25,6 Milliarden Euro aus. Diese beinhalten Ausgaben des Bundes, der Länder, der Gemeinden und der Sozialversicherungsträger. Die öffentlichen Investitionen beliefen sich auf 1,5 Milliarden Euro. Der Anteil der öffentlichen Ausgaben an den gesamten Gesundheitsausgaben betrug damit 27,1 Milliarden Euro bzw. 74,8 Prozent. Die größten Kosten verursachten die Spitäler. Auf sie entfielen 13,15 Milliarden bzw. 38,9 Prozent der laufenden Gesundheitsausgaben. Für den niedergelassenen Bereich wurden 7,3 Milliarden bzw. 21,6 Prozent verwendet. Für Medikamente und andere medizinische Güter wurden 16,7 Prozent, für Wohn- und Pflegeheime 8,4 Prozent der laufenden Gesundheitsausgaben aufgewendet. Signifikant sind auch die Ausgaben, die die Österreicher privat für Gesundheit ausgeben: Private Haushalte und Versicherungsunternehmen gaben im Jahr 2014 rund 7,6 Milliarden Euro für Gesundheitsleistungen aus. Davon wurde mit 36,5 Prozent der größte Anteil für die ambulante Gesundheitsversorgung aufgewendet. Weitere 28,7 Prozent wurden für Leistungen der stationären Gesundheitsversorgung ausgegeben, während mit 27,9 Prozent der drittgrößte Anteil auf pharmazeutische Erzeugnisse und medizinische Ge- und Verbrauchsgüter entfiel, wie den jüngsten Daten der Statistik Austria entnommen werden kann.

Österreich benötigt Gründerzeitstimmung

Dringender denn je wäre also Handlungsbedarf angesagt. Österreich würde eine neue „Gründerzeit“ benötigen. Leistung und Einsatzbereitschaft müsste belohnt werden. Nach offiziellen Studien, die die Regierung zugeben muss, können 30 Prozent der Kinder nach neun Jahren Pflichtschule weder rechnen, schreiben noch lesen. 40 Prozent der Volksschulkinder können einen geschriebenen Satz nicht sinnerfassend ermessen und das bei Bildungsausgaben von 18 Milliarden Euro pro Jahr. Österreich droht den Anschluss an das Bildungszeitalter zu verlieren und ohne sehr gut Ausgebildete ist unser Sozialstaat nicht mehr zu finanzieren. Haben wir jetzt schon ein Missverhältnis, dass weniger als 30 Prozent der Beitragszahler Nettozahler darstellen. Um es genau zu formulieren: Immer mehr Nettozahler müssen immer mehr Nettoempfänger schultern. Österreich schafft es mit einer der höchsten Steuer- und Abgabenquoten nicht mit dem Geld auszukommen, sondern muss immer mehr und neue Schulden machen. Kein positives Signal für die Zukunft unseres Landes. Daher sehen wir als verantwortungsbewusste Patientenvertreter die Entwicklung in Österreich mit größter Sorge. Viele unserer Patienten sind aber auf ein funktionierendes und intaktes Sozial- und Gesundheitssystem angewiesen. Hoffen wir auf ein Umdenken der Politik und des Anspruchsdenkens, dass alles und jedes als Selbstverständlichgratisleistung auf Kosten der Allgemeinheit eingefordert wird. Schließlich ist es noch unsere Elterngeneration gewesen, die durch Entbehrungen und Fleiß in der Nachkriegszeit Österreich zu dem gemacht hat, wie es sich bis in die 1990er Jahre präsentiert hat.

Ich wünsche Ihnen ein erfreuliches und gesundes Jahr 2017 mit stabiler Gesundheit!